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KONZEPT

Und siehe, der Vorhang riss im Tempel von oben bis unten entzwei. Die Erde bebte und die Felsen spalteten sich.
[Mk 15,38]

Fastentuch

Das Fastentuch verdeckt während der Passionszeit den Hochaltar und die Darstellung des leidenden, gekreuzigten Christus. Den Gläubigen soll in dieser Zeit ein “Fasten des Auges” ermöglicht werden. Das Fastentuch stellt ein Medium zur spirituellen Kontemplation in Zeiten des bewussten Verzichts dar. Im Akt der Abnahme des Tuchs wird die Auferstehung Christi symbolisch erfahrbar gemacht.

Ortsspezifität

Religion + Wissenschaft
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Blick in das Langhaus und in den Chor nach der Restaurierung 1870-1872

Quelle: Pfarrarchiv, Kirchenführer Schnell & Steiner GmbH

Das Konzept für die Gestaltung des Fastentuchs weist eine hohe Ortsspezifität auf. Wir verstehen Raum nicht nur in einem baulichen Sinne als Raumeingrenzung, sondern als materiellen Zeugen und Speicher von Zeit. Historisches und Zukünftiges sollen im Fastentuch zusammengebracht werden. 

 

Durch Rekonstruktion der ursprünglichen barocken Fassung des Kircheninnenraums wurde die dekorative Sternornamentik der Deckengewölbe übermalt. Die Sternsymbolik wird als Motiv aufgegriffen und weist in verschiedenste Richtungen. Sie steht gleichermaßen für biblische Geschichten, nimmt Bezug zur Historizität des Ortes und verweist auf ein zeitgenössisches, wissenschaftliches und heliozentrisches Weltbild. Darüber hinaus weist es Heidelberg und seine Universität als Ort der Wissenschaft aus, die sich von einem theologischen zu einem “post-modernen” Wissenschaftsverständnis.

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Neben der Referenz auf den Ort ist der konkret zu verdeckende Hochaltar als Teil der Raumausstattung relevant. Das von den Künstler Kaulbach und Schwind gemalte Fresko wird durch unseren Fastentuchentwurf überdeckt, lässt durch seine Transluzidität aber einen Blick auf das Dahinter dazu. Das mit K.I. erstellte Motiv greift den Stil der Maler auf. Als “Schüler” der Maler greift es deren Stil auf und entwickelt ihn an einem neuen Bildgegenstand zu etwas Neuem weiter.

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Religion und Wissenschaft stehen für uns in keinem Widerspruch. In der Gestaltung des Fastentuch soll ein Diskurs in Form einer Ko-Existenz und Ko-Relation ausgehandelt werden. Durch die Wahl der künstlerischen Forschung als Methode weist das Tuch in der Verschränkung aller Inhalte über seine eigentliche Funktion hinaus. Das Tuch wird als Zeigegestus neu kontextualisiert. Künstliche Intelligenz als Produktionsmittel ist damit ein adäquates künstlerisches Mittel.

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Melencolia I, Albrecht Dürer, 1514 

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